Gruppenbild deutsche Frau mit Direktor einer Schule in Malawi

Vom: 01.04.23, FOCUS 13/2023

20 Jahre Hoffnung für Afrika

Nach dem tragischen Tod ihres Lebensgefährten beschloss Beatrice von Keyserlingk, ihrer Trauer Sinn zu verleihen: Mit der Christian-Liebig-Stiftung baut sie seitdem Schulen in Malawi

INTERVIEW VON MARGOT ZESLAWSKI

Frau von Keyserlingk, am 7. April 2003, an einem Montag vor 20 Jahren, ist Ihr damaliger Lebensgefährte, unser FOCUS-Kollege Christian Liebig, bei seinem Einsatz als Kriegsreporter im Irak mit 35 Jahren ums Leben gekommen. Wie erinnern Sie diesen Tag?

Ich habe damals auf einer Messe in Basel gearbeitet, hatte mir gerade ein druckfrisches FOCUS-Heft besorgt und zeigte einer Freundin einen Artikel von Christian. Ich strich noch über das abgedruckte Foto von ihm und dachte, oh Mensch, du siehst aber staubig aus. Und dann kam der Anruf aus der Redaktion. In dem US-Camp, in dem Christian als „Embedded Journalist“ arbeitete, sei eine Rakete eingeschlagen, es gebe noch keine Gewissheit, aber Christian werde vermisst. In dem Moment wusste ich, dass es passiert ist, ich hatte keine Illusionen.

Generation Zukunft: Stiftungsvorsitzende Beatrice von Keyserlingk mit Mädchen vor der Mtakataka-Sekundarschule

Ich bin wohl zusammengebrochen, man hat mich weggebracht. Meine Eltern holten mich dann ab. Ich erinnere mich nur an eine wahnsinnige Leere, ich hatte erst einmal gar keine Emotionen. Ich wusste nicht, wie ich damit je klarkommen sollte, dass derjenige, der so perfekt war für mich, mit dem ich so glücklich war, einfach nie mehr da sein würde. Wir hatten so viele Pläne, wollten heiraten, haben über gemeinsame Kinder gesprochen. Innerhalb einer Sekunde ist mein Leben in ein „Vorher“ und ein „Nachher“ zerfallen.

Wann ist die Idee einer Hilfsorganisation mit Christians Namen entstanden?

Schon wenige Tage nach seinem Tod und aus dem Gefühl heraus, dass wir nicht einfach so zum Alltag zurückkehren können. Wir alle, die um ihn getrauert haben, fanden, dass wir etwas tun müssen, um der Leere Hoffnung entgegenzusetzen. Wir wollten die Trauer mit Sinn füllen.

Warum haben Sie sich für ein Engagement in Afrika entschieden?

Weil Afrika Christians Sehnsuchtsort war. Er hatte dort mehrere Länder bereist und wollte künftig unbedingt als Afrika-Korrespondent oder in der Entwicklungshilfe arbeiten. Auch dazu hatten wir bereits ziemlich konkrete Pläne geschmiedet.

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