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Nach dem Tod ihres Verlobten im Irakkrieg 2003 gründete Beatrice von Keyserlingk (47) die Christian-Liebig-Stiftung. Seit 13 Jahren engagiert sie sich u.a. in Malawi, einem der ärmsten Länder der Welt. Vor allem die Mädchen liegen ihr am Herzen.
Sie haben sich einen Platz im Schatten gesucht, um sich ein bisschen zu unterhalten: Beatrice von Keyserlingk sitzt mit drei Mädchen auf grünen Plastikstühlen zusammen und notiert, was sie ihr berichten. Zum ersten Mal sind sie weg von ihrem Zuhause. Sie leben in dem Wohnheim, das zur Christian-Liebig-Sekundarschule gehört. Die 15-jährige Alice bedankt sich dafür, dass sie hier drei Mahlzeiten am Tag bekommt.
Schülerinnen der Sekundarschule in Mpanda, Malawi
So etwas kannte das Mädchen, das davon träumt, Krankenschwester zu werden, bisher nicht. „Die Bildung der Mädchen ist der Schlüssel zum Erfolg in Afrika“, ist Beatrice von Keyserlingk überzeugt. Seit 13 Jahren engagiert sich die 47-Jährige in Afrika, besonders im südostafrikanischen Malawi (siehe auch Infokasten im PDF ganz unten).
Eigentlich wollte Beatrice solche Gespräche gemeinsam mit Christian führen. Viele Nächte hatte sie schon mit ihrem Verlobten darüber diskutiert, wie man die Probleme Afrikas lösen könnte. „Der Plan war, dass Christian als Korrespondent in Südafrika arbeitet und wir dorthin ziehen“, erzählt die Goldschmiedin. Sie wollten heiraten, Kinder adoptieren. Das waren ihre Pläne – kurz bevor der Journalist zum letzten Mal als Kriegsberichterstatter in den Irak reiste …
Dann, am 7. April 2003, kam der Anruf, der ihr Leben für immer veränderte: Der damals 35-Jährige war von einer irakischen Rakete getötet worden – als erster und einziger deutscher Journalist.
Die Tage nach dieser Nachricht vergingen für Beatrice von Keyserlingk wie in Trance. Ihre Trauer bewältigte sie gemeinsam mit Christians Eltern: Im August 2003 gründeten sie mit Freunden und Kollegen die Christian-Liebig-Stiftung. Das Grundkapital stammte aus Christians Lebensversicherung. „Ich wollte dem wahnsinnigen Irakkrieg etwas Hoffnungsvolles, etwas Zukunftsgerichtetes entgegensetzen“, sagt Beatrice. Das hat sie geschafft.
Ihr Engagement folgt den Grundsätzen, die sie mit ihrem Lebensgefährten teilte. „Wir hatten oft darüber gesprochen, was gute Entwicklungshilfe ist und was nicht so viel taugt. Bildung ist kein Almosen, man gibt den jungen Menschen ein Handwerkszeug, mit dem sie selbstständig sein können“, sagt sie. Und die Bilanz nach 13 Jahren Engagement in Urlaub und Freizeit macht sie wirklich stolz: „Durch den Aus- bzw. Neubau von insgesamt 22 Grundschulen und einer Sekundarschule erhielten weit über 21000 Kinder einen passenden Ort zum Lernen.“
Schülerin der Sekundarschule in Mpanda
Ein Herzensprojekt war das Wohnheim für Mädchen auf dem Gelände der Christian- Liebig-Sekundarschule. „Viele kommen von weit her und schlafen sonst einfach in der Nähe der Schule. Das öffnet Tür und Tor für fürchterliche Dinge – es kam sogar schon zu Vergewaltigungen.“ 72 Schülerinnen können sich nun in Sicherheit aufs Lernen konzentrieren – für die Zukunft ihres Landes: „Wissensvermittler sind in den meisten Fällen Mütter und Großmütter. Einen Großteil des Bruttosozialprodukts in afrikanischen Ländern erwirtschaften die Frauen.“
Wenn Beatrice im Innenhof des Wohnheims die fröhlichen und selbstbewussten Mädchen beobachtet, leuchten ihre Augen vor Glück und Stolz: „Aus der Trauerarbeit ist längst ein persönliches Bedürfnis geworden, eine Erfüllung, die ich nicht mehr missen möchte.“