Mädchenwohnheim Uli Baur

In Gedenken an FOCUS-Chef Uli Baur

Eine zweite Chance für 60 junge Frauen

Etwa 130 km östlich der malawischen Hauptstadt Lilongwe, in der Nähe des Malawi-Sees liegt Mtakataka. Bereits zum dritten Mal besuchte Beatrice von Keyserlingk die dortige Sekundarschule. Diesmal in besonderer Mission, um das neue Wohnheim für Mädchen feierlich zu eröffnen.

Der Bau war in einem maroden und fast nicht mehr bewohnbaren Zustand und wurde mithilfe von Spendengeldern umfassend renoviert und erweitert – in Gedenken an FOCUS-Chefredakteur Uli Baur. Er äußerte vor seinem Tod den Wunsch, für die CLS zu spenden. In seinem Namen und dank weiterer Großspender, darunter der Vorstand von Hubert Burda Media, die 40.000 Euro beisteuerten, konnten wir sehr viel bewegen.

Maedchenwohnheim Uli Baur

Neue Behaglichkeit: Die Zimmer strahlen Wärme aus und zaubern den Mädchen ein Lächeln ins Gesicht

„Für uns ganz selbstverständlich, für die Mädchen in unserem Wohnheim Luxus: Ein Zimmer mit Fenster und festen Mauern, ein richtiges Bett, eine Küche und Sanitäranlagen mit fließend Wasser – oder einfach einen geschützten Ort, um in die Schule zu gehen und gemeinsam mit anderen zu leben und zu lachen“, berichtet Beatrice von Keyserlingk stolz.

Für uns selbstverständlich, in Malawi Luxus: fließend Wasser

Maedchenwohnheim Uli Baur

Qualitätskontrolle: Beatrice von Keyserlingk überzeugt sich persönlich vom Ergebnis der Renovierungsarbeiten

Bis zu 60 Mädchen finden nun einen sicheren Platz zum Leben und Lernen. Es gibt Fluchtwege aus den Zimmern, ordentliche Fenster, schönes Mobiliar und eine Küche, sodass nicht mehr in den Zimmern gekocht werden muss. Unser Bauleiter hat mit guter Planung sogar einen zusätzlichen Raum geschaffen, der nun als Gemeinschaftszimmer insbesondere für die Regenzeit dient. Die Sanitäranlagen wurden erweitert und sind, wie die Küche, mit einem Wasserzufluss

Rund die Hälfte der im Mädchenwohnheim lebenden jungen Frauen wurden aus Zwangsehen geschieden und sind, wie die Küche, mit einem Wasserzufluss ausgestattet – der weite Weg zum Brunnen ist damit Vergangenheit. Im neuen, ummauerten Außenbereich können die Bewohnerinnen ihre Wäsche waschen und aufhängen und sind dabei vor neugierigen Blicken geschützt.

Eine neue Generation junger Frauen

Beatrice von Keyserlingk nimmt sich abseits der stimmungsvollen Feierlichkeiten mit Schülern, Lehrkräften, Eltern, Gemeinde und Vertretern aus der Politik viel Zeit, um mit einigen der jungen Frauen über aktuelle Themen zu sprechen.

Wahlmanipulation, Demonstrationen, Fridays for Future? Auch wenn die Aufstände nach den umstrittenen Wahlen noch präsent sind, die Umweltverschmutzung nicht zu übersehen ist (überall fliegen kleinste Plastikschnipsel herum) und insbesondere die jungen Menschen wissen, dass etwas getan werden muss – die Bevölkerung auf dem Land hat andere Sorgen: Malaria, Essen, Wohnen.

Maedchenwohnheim Uli Baur

Frei und unabhängig: eine neue Generation von Frauen in Malawi

If you send a boy to school, you educate one boy. If you send a girl to school, you educate the nation.

Maedchenwohnheim Uli Baur

„Multiplikatorinnen“: Mädchen, die zur Schule gehen, beeinflussen viel mehr als das eigene Schicksal

Doch Beatrice stellt fest, dass Theresa Kachindamotos Vorgehen gegen Zwangsehen Früchte trägt. Nach der Scheidung bleiben die Babys bei den Großeltern, und die Töchter gehen, je nach finanziellen Möglichkeiten, in die Schule zurück, viele nutzen nun das neue Wohnheim. Über ihre Ex-Ehemänner, die meist sehr viel älter sind, wird kein Wort verloren. Eines ist allen jungen Frauen gemeinsam: Sie wollen ihre Kinder vor dem gleichen Schicksal bewahren und ihnen gute Ausbildungen ermöglichen.

Bildung für Mädchen, die uns ganz besonders am Herzen liegt, scheint einen hohen Multiplikationseffekt zu haben, wie Politiker Paul Chipanda ( District Education Manager in Blantyre) anlässlich der Eröffnung der Ndege-Grundschule ein paar Tage später im malawischen Fernsehen sagt.

Gegen die Ehe, für die Selbstständigkeit

Immer mehr Frauen in Malawi entscheiden sich ohnehin gegen eine Ehe. Sie stellen fest, dass eigenes Geld viel mehr wert ist, mehr Unabhängigkeit verspricht. Sie sind lieber für sich selbst verantwortlich. Viele Ehefrauen müssen arbeiten, da die Männer ihre Familien nicht allein ernähren können oder nicht sorgsam mit dem Einkommen umgehen.

Beatrice erzählt, dass Frauen in Deutschland viel weniger verdienen als Männer in gleichen Positionen. Darauf reagieren die Mädchen mit großem Erstaunen. Denn in Malawi herrscht in diesem Punkt tatsächlich Gleichberechtigung.

Maedchenwohnheim Uli Baur

Selbstbewusst: Diese jungen Frauen wollen unabhängig von Männern sein

Wie geht es weiter?

Maedchenwohnheim Uli Baur

Die Gemeinde in Mtakataka hat sich im Verlauf der Baumaßnahmen als tolles Team erwiesen, die Mädchen sind uns ans Herz gewachsen, und wir möchten dieses besondere Projekt auch in Zukunft unterstützen. Ob mit einer Renovierungshilfe für die heruntergekommenen Klassenzimmer oder mit Stipendien für bedürftige Mädchen – wir halten Sie auf dem Laufenden!

Oder sprechen Sie uns an, wenn Sie ganz gezielt etwas Gutes tun möchten!

Fotos: Christine Olma; Christian-Liebig-Stiftung e.V.

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