Reisebericht Malawi 2020

Beatrice v. Keyserlingk erzählt

Warm und eng ums Herz zugleich: Ein etwas anderer Reisebericht

Das Jahr 2020 ist nicht nur für die Christian-Liebig-Stiftung e.V. ein besonderes: Die Freiheit zu tun, was wir gewohnt sind, ist angesichts der Corona-Pandemie nicht gegeben. Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal einen Reisebericht ohne echte Reise verfassen würde. Doch die Zeiten ändern sich. Und damit auch unsere Arbeitsweise. 

Die der CLS verbundenen Mitglieder und Förderer wissen, mit wie viel Elan und Liebe unser Team hinter den Projekten in Malawi steht. Wie sehr uns und vor allem mir persönlich Land und Leute ans Herz gewachsen sind.

Der Reisetermin im Oktober ist für mich eine feste Größe im Kalender. Ganz egal, ob ich kurz vorher noch krank war, privat viel los ist oder ich beruflich „eigentlich“ nicht kann. Wir reisen. Jedes Jahr.

Beatrice von Keyserlingk mit Janet Phillips im Herbst 2019 – damals noch live vor Ort.

Und immer wenn wir da waren, konnten wir wunderbare Projekte abschließen und neue finden, hatten großartige Begegnungen, schlossen innige Freundschaften und erweiterten unser Netzwerk. Wenn wir nicht fahren, dann hat das Gründe, die wir nicht steuern können und die tatsächlich Gefahr bedeuten. Vor zehn Jahren mussten wir aufgrund politischer Unruhen mit Todesopfern in Malawi die Reise schon einmal absagen. Diesmal ist die ganze Welt in Aufruhr.

Dabei bräuchten uns unsere Freunde und Partner im Land jetzt ganz besonders an ihrer Seite. Es macht mich traurig, dass wir nicht gemeinsam feiern, lachen und tanzen können.

Doch es gibt immer eine glückliche Fügung. Auch in diesen Zeiten. 2019 begegnete ich Janet Kasanbala-Phillips, einer gebürtigen Malawierin und Lehrkraft an einer internationalen Schule. Sie hatte uns damals ein Projekt vorgestellt und mich mit ihrer frischen, engagierten Art sofort überzeugt. Im Verlauf dieses Jahres haben wir gemeinsam mit ihr das Permakultur-Projekt an der Nkuyu-Grundschule auf den Weg gebracht. Und im September 2020 konnten wir sie dafür gewinnen, zumindest einen Teil der Arbeit zu übernehmen, den wir derzeit nicht live leisten können.

Mehr zu Janet finden Sie weiter unten in einem kleinen Interview.

Sehr gutes Netzwerk an vertrauenswürdigen Menschen aufgebaut

Eine gute Entscheidung. Das Feedback, das ich von unseren Partnern nach den ersten Treffen mit ihr bekam, war nur positiv. Janet ist „eine von ihnen“, sie spricht die Landessprache Chichewa – und sie ist ein tolles Vorbild, besonders für unsere Mädchen.

Janet Phillips mit Chief Chigalu

Die Gemeinde entscheidet mit: Janet Phillips beobachtet mit Senior Chief Chigalu die Arbeiten für einen neuen Brunnen.

Alle waren dankbar, dass wir sie in diesem Jahr nicht im Stich lassen. Wir sind fast täglich in Kontakt mit Janet. Sie hat die Arbeiten unseres Brunnenbau-Projekts begleitet und versorgt uns alle in diesem Jahr mit Berichten, Fotos und Filmen.

Ich bin auch froh, dass wir uns im Verlauf der Jahre ein solch gutes Netzwerk an vertrauenswürdigen und engagierten Personen aufgebaut haben. Damit funktioniert es und geht weiter, auch wenn wir einmal nicht persönlich vor Ort sein können.

Das erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit.

Und ich habe das Gefühl, dass dieses Vertrauen in unsere Partner ein in der Entwicklungshilfe wünschenswertes Selbstbewusstsein stärkt. Die Menschen fühlen sich ernst genommen, miteinbezogen und wissen dabei, dass es nur im Team mit uns funktioniert. Auch das Auffinden eines neuen Schulprojekts legen wir diesmal vertrauensvoll in die Hände von Janet und Bauleiter Nick Gaunt, die uns Informationen liefern, auf deren Basis wir guten Gewissens entscheiden können.

Und trotzdem vermisse ich Malawi dieses Jahr natürlich schmerzlich: Ein WhatsApp-Video mit tanzenden Kindern und lachenden Lehrern, Fotos von der Landschaft und den fertigen Gebäuden und Brunnen – da wird mir warm und eng ums Herz zugleich.

Ich hoffe, dass wir alle gut durch diese schwierige Zeit kommen. Und ich hoffe, dass Sie mit diesem besonderen Reisebericht dennoch einen kleinen Eindruck bekommen haben, wie wir aktuell arbeiten (müssen). Weitere Themen und Fotos von den Projekten, die wir trotz allem umsetzen konnten, finden Sie in unserer Rubrik „Aktuelles“. 

Bleiben Sie gesund und bleiben Sie uns und den Menschen in Malawi verbunden!

Ihre Beatrice von Keyserlingk

3 Fragen an – Janet Kasambala-Phillips

CLS:

Janet, erzählen Sie uns ein wenig von sich.

JKP:

Mein Name ist Janet Kasambala-Phillips. Ich bin 34 Jahre alt und Grundschullehrerin an einer Internationalen Schule in Blantyre, Malawi. Ich bin auch Mutter eines 20 Monate alten Kleinkindes, das mich auf Trab hält :-). Nebenberuflich habe ich mich im Thema Permakultur weitergebildet. Mit meinem Wissen um den nachhaltigen Anbau von Obst und Gemüse unterstütze ich Gemeinden, ihre bestehenden Gärten optimal zu nutzen und zu erweitern.

CLS:

Wie kam es zum Kontakt mit der Christian-Liebig-Stiftung e.V.?

JKP:

Ich lernte Beatrice von Keyserlingk 2019 kennen. Als ich ihr dabei half, ein Schulprojekt im Süden Malawis zu finden, war ich sofort begeistert von der Arbeit der Stiftung und ihrem persönlichen Engagement. Auch wenn ich niemals geahnt hätte, dass sie mich ein Jahr später bitten würde, als Botschafterin für die Stiftung in Malawi einzuspringen.

CLS:

Was hat Sie dazu motiviert, für die CLS zu arbeiten? Welchen Eindruck haben Sie von der Arbeit des Vereins?

JKP:

Bereits während unserer kurzen Zusammenarbeit merkten Beatrice und ich, dass uns vieles verbindet: Die Liebe zur Teamarbeit und zur nachhaltigen Entwicklung, die nicht nur gibt, sondern die Menschen auch dazu befähigt, sich selbst zu helfen. Die CLS hat eine große Wirkung und das Ansehen des Vereins und von „Mama Beatrice“ in den Gemeinden ist enorm. Ich habe zum Beispiel die Bohrungen der Brunnen überwacht und jede Gemeinde zeigte die gleichen Emotionen: Dankbarkeit und Freude. Das Lächeln, das ich gesehen habe, die echte Freude, die echte Veränderung im Leben der Menschen durch das Engagement der CLS – das ist der Grund, warum ich von Herzen gern ein Teil des Teams bin. „Zikomo“ (Danke), dass ich diese Chance bekommen habe. Es ist eine große Ehre für mich!

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